Der Hype um den Chatbot ChatGPT und damit der Durchbruch für generative künstliche Intelligenz ist enorm. Gleichzeitig sind einige Berufsgruppen nervös geworden, weil ChatGPT viele Aspekte ihrer Arbeit schneller, besser und günstiger erledigen könnte. Es steht eine weitere disruptive technologische Revolution ins Haus. Auf der anderen Seite entstehen neue Berufsgruppen wie der Prompt-Redakteur, und Unternehmen können effizienter arbeiten. Künstliche Intelligenz hat somit das Potential zu einem Jobkiller oder zu einem Schrittmacher zu werden.
Wenn man im Duden nachschlägt unter Intelligenz, dann steht dort Probleme durch Nachdenken und Verstehen lösen, wohingegen künstliche Intelligenz eher auf Mathematik und Wahrscheinlichkeiten basiert. Ist künstliche Intelligenz letztlich ein reiner Marketing-Begriff? Jörg Herbers ist Geschäftsführer der Inform GmbH. Der Hersteller ist spezialisiert auf Software zur Optimierung von Geschäftsprozessen mittels Digital Decision Making auf Basis von künstlicher Intelligenz. Er meint dazu: „Als das Geburtsjahrzehnt der künstlichen Intelligenz gelten die 1950er Jahre. Damals hatte man große Ansprüche, die menschliche Intelligenz, die Denk- und Kognitionsprozesse zu imitieren, auf Maschinen. Das hat nicht funktioniert. Aber heute haben wir schon Dinge, wo man sich fragen kann, ob das nicht eine Form von Intelligenz ist. Sie ist komplementär zur menschlichen Intelligenz und nicht deckungsgleich. Meilensteine waren beispielsweise Meilenstein 1997 der Sieg eines IBM-Computers gegen Schachweltmeister Garri Kasparow. 2016 hat Alpha Go gegen einen Go-Großmeister gewonnen. Heute sind es die Sprachmodelle.“
Eine Forschungsabteilung der Investmentbank Goldman Sachs schätzt, dass ein Viertel aller Arbeitsplätze in den USA und in der EU durch KI-Automatisierung gefährdet seien, und dass bis zu 50 Prozent der von Menschen verrichteten Arbeiten durch Maschinen ersetzt werden könnten. So könnten weltweit bis zu 300 Millionen Menschen durch künstliche Intelligenz ihre Arbeit verlieren. Die gesellschaftlichen Auswirkungen sind noch nicht abzusehen. Gerade jetzt mit dem Aufkommen von ChatGPT 3.5 oder auch 4 sind mögliche Jobkiller entstanden, was viele Berufsfelder angeht. Jack Klaassen, Director Innovation & Technology beim Full-Service-Provider für die digitale Transformation Macaw, sieht den Einsatz von KI für die tägliche Arbeit als einen Gamechanger und einen wesentlichen Bestandteil der vierten industriellen Revolution. „Aus der Geschichte wissen wir, dass alle vorherigen tiefgreifenden Veränderungen in der Industrie eher mehr als weniger Arbeit geschaffen haben. Dennoch verändert sich die Aufgabenverteilung; Stellen fallen weg, verändern sich oder neue kommen hinzu. Diese Phase führt immer zu Spannungen zwischen Beschäftigten, Unternehmen und der Gesellschaft. Alle sollten jetzt flexibel sein, um ihre Chancen zu erkennen und zu ergreifen. Es besteht die Gefahr, dass sich die Unterschiede zwischen den Ländern durch die Globalisierung der Wirtschaft noch mehr verstärken, wenn nicht alle KI mit dem gleichen Mut einsetzen.“ Wieland Alge, CFO von Swarm Analytics, einem Startup aus Österreich, das Verkehrsdaten analysiert für die Smart City von morgen, legt sich fest: KI wird kein Jobkiller sein. Es wird ein Schrittmacher sein. […]
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