Die Software AG bezeichnet sich selbst als Software-Pionier der vernetzten Welt. Denn schon seit 1969 arbeite sie von Darmstadt aus daran, Menschen, Unternehmen, Systeme und Geräte durch Software zu verbinden. Ihre Produkte sollen der Schlüssel sein für einen ungehinderten Datenfluss und eine reibungslose Zusammenarbeit. Stefan Sigg ist als Chief Product Officer der Software AG für das gesamte Produktportfolio verantwortlich, einschließlich Global Support, Cloud Operations und Forschung und Entwicklung. Im Interview mit com! professional spricht er über die Produktstrategie der Software AG und die Digitalisierung in Deutschland.
com! professional: Herr Sigg, Sie verantworten seit 2017 das Produktportfolio der Software AG und haben kürzlich Ihren Vertrag vorzeitig verlängert. Wie würden Sie die Produktstrategie Ihres Unternehmens beschreiben? Stefan Sigg: Bevor wie über Produktstrategie reden, ein kurzer Exkurs. Strategie ist für mich immer eine Methode, um ein Ziel zu erreichen. Man kann nicht über Strategie reden, ohne dass man Ziele hat. Das ist wie Golfspielen ohne Loch. Unser Ziel ist zu allererst die Kundenzufriedenheit. Das mag sich ein bisschen platt anhören, ist es aber wirklich nicht. Ich bin seit knapp 30 Jahren im Software-Business, und eines ist mit klar geworden: Der Erfolg der Projekte beim Kunden ist das A und O. Auf dieser Basis wollen wir als Firma wachsen. Die Firma ist hochprofitabel, sehr erfolgreich mit einer großen Installed Base an Kunden, aber vielleicht nicht in einem Wachstumsschub, wie man es von anderen, jüngeren Unternehmen kennt, und einer Kapitalmarktbewertung, die vielleicht nicht den echten Wert der Firma widerspiegelt. Das ist das zweite Ziel. Wir wollen profitabel wachsen und mit unserer Innovativkraft dieses Ziel erreichen.
com! professional: Kommen wir auf die Strategie zurück … Sigg: Die Hauptidee der Strategie ist, dass wir anderen Unternehmen dabei helfen wollen, selbst zu einem Software-Unternehmen zu werden. Das ist die große Geschichte der Software AG. Vor 50 Jahren haben wir mit der Datenbank Adabas und einer Programmiersprache die Technologie geliefert und die Unternehmen in die Lage versetzt, selbst anzufangen, Software-Applikationen zu bauen. Hauptsächlich für die eigene Nutzung und teilweise auch für Kunden. Damals war es so, dass es keine Applikationen von der Stange gab. Die Unternehmen hatten eigene Software-Entwickler, die dann mit der Technologie, die wir geliefert haben, eigene Anwendungen gebaut haben. Mit der Zeit kam dann die große Standardisierungswelle im Business-Software-Bereich durch SAP und andere. Das hat dazu geführt, dass die IT-Abteilungen in den Unternehmen mehr und mehr zu Anwendern wurden, zu Implementierern, Konfigurierern, und weniger selbst Software entwickelten. Man brauchte dann also Software, um die verschiedenen Applikationen zu integrieren. Das war unsere Motivation, die Firma WebMethods zu übernehmen und ein neues Geschäftsfeld aufzumachen im Bereich Integrations-Middleware. Im Zuge dessen kam das ganze Thema der Prozesse und für uns die Übernahme von IDS Scheer und dem ARIS-Produktportfolio. […]
Interview für com! professional